Rezensionen

Ankes Bewertung 03 05 Sterne.png

Hazel Lively ist gerade dabei ihren Traum aufzubauen, die Bellehaven Academy für junge Damen. Dazu benötigt sie jedoch noch deutlich mehr wohlhabende Kunden. So sehr ihr Herz auch für schwierige jungen Damen schlägt, so wenig kann sich die Probleme leisten, wie sie Miss Beckett darstellen.

Am Ende sind es nicht nur die finanziellen Aspekte und die Vorteile, die es mit sich bringen kann, das Mündel eines Earls in der Academy anzuleiten, sondern vor allem das Schicksal von Miss Beckett. Sie stellt jedoch eine Bedingung an Blade, um seine Nichte kennenzulernen und ihr ein Gefühl von Familie zu vermitteln muss er sie alle 14 Tage besuchen.

Gabriel „Balde“ Beckett, der Earl of Bladenton, hofft jedoch darauf, dass die Bellehaven Academy seine jüngst verwaise und recht problematische Nichte aufnimmt. Zum einen weiß er nur wenig mit seiner ihm bisher unbekannten Nichte anzufangen. Zum anderen stört sie sein Junggesellenleben und im Besonderen sein Vorhaben, die verwitwete Lady Penelope zu umwerben. Doch nun bleibt ihm nichts anderes übrig, als ein ums andere Mal nach Bellehaven zu fahren! Was für ein Glück, dass es sich mit der gestrengen Leiter der Academy so vortrefflich streiten und flirten lässt.

Wie so viele Bücher meiner Lese-Auswahl, war auch Anna Bennetts „Girls before Earls“ einen Lesetipp, den ich zufällig aufgeschnappt habe. Bei diesem Liebesroman mit „Holiday Vibes“ handelt es sich um den 1. Teil der „Rogues to Lovers“-Serie, die sich um selbsternannten „Bellehaven Bells“ dreht - drei junge Frauen, die sich einander versprochen haben, sich gegenseitig zu unterstützen.

„Girls before Earls“ war leicht, locker, amüsant und kurzweilig zu lesen. Das lag vor allem an Hazel, die einfach sympathisch ist. Sie ist intelligent, empathisch und verfügt über ein Herzen aus Gold. Es bereitet einfach Freude, sie durch die Geschichte zu begleiten. Im Gegensatz dazu konnte ich zu Blade zunächst überhaupt keinen Zugang finden.

In meinem Kopf gab es keine bessere Erklärung für sein Verhalten als, dass er seine Nichte deswegen unbedingt bei Hazel abladen will, weil er in Geldnöten ist und dringend um eine reiche Erbin werben muss. Dem war jedoch nicht so. Zwar hat sie ihn tatsächlich bei seinem ungestörten Junggesellenleben und seiner Brautschau gestört, trotzdem war etwas seltsam, wie er sich seiner jungen Nichte gegenüber, deren Eltern gerade gestorben sind, verhalten hat.

Das hat sich natürlich alles im Laufe der Geschichte relativiert und irgendwann ist die Autorin dann auch mit dem wahren Grund herausgerückt, warum sich Blade so schwertut, doch das kam meines Erachtens recht spät.

Ich hätte jedoch über sein seltsames Verhalten hinweg schauen können, war da nicht die Tatsache gewesen, dass die Geschichte, die sich als eine Art „forbidden romance“ darstellt, viel besser als eine „marriage of convenience“ geeignet hätte.

Ich fand, die seltsam verdrehten Gedankengänge von Hazel nicht nachvollziehen, warum es besser sein sollte, Blades auserkorene Braut, die zudem ein echtes Biest ist, in ihre Sache zu verstricken, nämlich für ihre Academy zu werben, als Blades Heiratsantrag anzunehmen und fortan als Countess selber „Werbung zu machen“. Ja, sicher, sie will unbedingt aus Liebe heiraten, was legitim ist, doch gleichzeitig ist ihr ihre Schule noch wichtiger, was ebenfalls legitim ist. Als praktisch denkende Frau aus der Unterschicht sollte das doch als beste Lösung für ihre Probleme erscheinen. Damit hat sich am Ende dann auch der Titel „girls before earls“ irgendwie überschrieben.

Nun, und dann war da noch die höchst befremdliche Wandlung Hazels von einer alt-jungfräulichen Jungfer in einen Vamp. Das hat für mich weder zurzeit, in der das Buch spielt, gepasst, noch zu Hazels Charakter. Und, bye the way, warum wurde Blades Vornamen lediglich im Klappentext erwähnt?

Keine Frage, natürlich bin ich nun interessiert daran, auch Poppys Geschichte zu lesen. Eine kluge und (dank Hazel) sehr belesene Fischerin, die sich einen Duke angelt, verspricht interessante Unterhaltung zu werden.

Kurzgefasst: obwohl es amüsante und leicht und lockere Unterhaltung war, ging das Buch doch am Ende irgendwie am Thema vorbei. Schade, ich hätte mir hier eine ganz andere Art von Geschichte gewünscht.

Gelesen und rezensiert von Anke, im Februar 2023.