Rezensionen

Ankes Bewertung 05 Sterne.png

Nach einem, für meinen Geschmack, eher schwachen Start ihrer "Spymaster"-Serie, wusste mich die Autorin Joanna Bourne nun mit "Eine riskante Affäre", dem 2. Teil der Serie, auf ganzer Linie zu überzeugen.

Die beiden Hauptprotagonisten der Geschichte, Jess und Sebastian, haben sich aus der Gosse heraus mit harter Arbeit und einem klugen Kopf ihren Wohlstand erarbeitet. Sie haben gute als auch schlechte Zeiten kennen gelernt und verfügen auf Grund ihrer Erfahrungen über Tiefe und Charakter.
Das alles weiß die Autorin Joanna Bourne sehr überzeugend rüberzubringen. Sie schafft damit Figuren, die sowohl bodenständig, als auch ungewöhnlich erscheinen und immer für eine Überraschung gut sind.

Die Geschichte um Jess und Sebastians Ermittlungen um die Inhaftierung von Jess Vater, dem Reeder Josaia Whitby, hat mich mit ihren Wendungen und einem, zumindest in Teilen, unerwarteten Ende zu überraschen gewusst.
Die Liebesgeschichte wird eher nebensächlich abgehandelt, groß angelegte und ausführlich beschriebene Liebesszenen wird man vergeblich suchen. Dafür war die prickelnde erotische Spannung, die stets zwischen Jess und Sebastian hin und her flirrt, nicht zu verleugnen und hat, wie ich fand, dem Buch eine ganz besondere Atmosphäre und dem Leser viel Raum für eigene Fantasien verliehen.

"Eine riskante Affäre" wird von der ersten bis zur letzten Seite von der Figur der Jess dominiert. Der Held Sebastian Kennett, obwohl selbst beileibe kein uninteressanter Charakter, wird dabei immer ein wenig in den Hintergrund gedrängt.
So war es auch ganz besonders die Heldin (die "Hurra!!!" einmal keine Jungfrau mehr ist), die es mir angetan hatte. Sie ist eine wunderbar starke und sehr eigenständige Figur, die beide Fähigkeiten auch einmal abzulegen weiß, sich anlehnen kann, ohne ihre Glaubwürdigkeit zu verlieren. Für mich ist Jess genau der Typ Heldin, der ich am liebsten in einem Liebesroman begegne; was leider viel zu selten passiert!
Sehr spannend fand ich auch die Passagen, in denen näher auf Jess' Vergangenheit als Mitglied einer Diebesbande eingegangen wird. Ebenso wie ihre Reiseerlebnisse mit ihrem Vater, dem Schiffseigner Josaia Whitby, die jedoch nur eine untergeordnete Rolle spielen und im Grunde nur nebenbei erwähnt werden.

Gelesen wird das ungekürzte Hörbuch von der Sprecherin Svantje Wascher, die ich bereits aus anderen Produktionen kenne und liebe. Und sie war eine hervorragende Wahl für dieses Hörbuch: Svantje Waschers rauchig klingende Stimme und ihr dezenter Einsatz von höheren und tieferen Stimmlagen, für die Darstellung von weiblichen und männlichen Rollen, passte für meine Ohren einfach perfekt zu Jess Geschichte. Klasse!

Kurz gefasst: Eine starke Heldin, eine spannende Geschichte und eine perfekte Sprecherbesetzung - ein empfehlenswertes Hörbuch für alle Fans von historischen Liebesromanen.