Rezensionen

Schnees Bewertung 03 Sterne.png

Lady Charlotte Dalrumple hat seit nahezu zehn Jahren als Erzieherin die beste Reputation: sittsam, charakterlich einwandfrei, nie ein gesellschaftlicher Fehltritt, geschweige denn ein gefühlsmäßiger. Doch gelingt ihr das nur durch eine strikte Maskerade: Sie versteckt ihre kupferroten Locken, kleidet sich ganz im Stil ältlicher Gouvernanten. Diese Sittsamkeit bringt ihr auch das Engagement bei der vornehmen Lady Ruskin ein, die für ihre rebellischen, mutterlosen Enkel, den 10-jährigen Robbie und die 8-jährige Leila, händeringend eine geeignete Erzieherin sucht. Fatalerweise sind nicht nur die Kinder in der Wildnis Amerikas aufgewachsen und brauchen dringend den traditionellen englischen Schliff. Auch ihr beunruhigend gut aussehender Vater, Lord Wynter Ruskin, hat wenig Lust, sein rüdes, ungehobeltes Verhalten zu ändern – was die resolute Charlotte zu speziellen Maßnahmen greifen lässt. Mit List und Tücke bringt sie nicht nur die Kinder auf Trab, sondern auch diesen unmöglichen, wunderbaren, liebevollen Vater, der hinter Charlottes kühler Gouvernantenfassade wiederum plötzlich Atemberaubendes entdeckt...

Ich habe wirklich gehadert, ob ich eine Rezi schreiben soll oder nicht. Ich weiß nämlich nicht genau wie ich alles am besten ausdrücken soll.

Der Roman ist der erste Teil der Gouvernanten- Serie von Christina Dodd und ich würde ihn als außergewöhnlichen Regency beschreiben.

Wynter ist zu meiner großen Freude kein typischer Gentleman, die ich oft furchtbar geckenhaft finde. Durch die langen Jahre die er in der arabischen Wüste verbracht hat, sieht er viele Dinge aus anderer Sicht. Ich fand es herrlich, wie die damals herrschenden Gesellschaftsregeln der Engländer auf die Schippe genommen wurden.

Charlotte ist auf dem ersten Blick eine wahre Schönheit, doch sie wird oft als kaltherzig eingestuft. Sie ist sehr korrekt und wirkt prüde. Sie ist die typische Vorzeigefrau für Anstand und Moral. Hinter ihrer prüden Art steckt natürlich einiges an Feuer und vergangene schmerzliche Erinnerungen.

Im Prinzip mochte ich die beiden schon, aber so manches Mal hätte ich sie am liebsten geschüttelt. Ihn, wenn er zu arrogant und herablassend war. Sie, wenn sie mich mit ihrer Überkorrektheit schlichtweg genervt hat.

Wynters Kinder, Leila und Robbie, mochte ich dagegen immer. Sie bringen einen frischen Wind in das Buch und wecken in Charlotte andere Gefühle als Prüderie.

Das Buch hat mir schon gut gefallen, aber dadurch dass Wynter ab und an soviel Mist erzählt und ihm seine Kinder erst auf die Sprünge helfen müssen stellte sich bei mir nicht dieser für mich typischer, Freudentaumel ein als nun endlich alles gut war. Ich dachte nur "Na endlich, wurde auch Zeit" und klappte das Buch zu.

Trotzdem bin ich auf die anderen Teile der Serie schon sehr gespannt, da mir der Schreibstil und die Ideen der Autorin sehr gut gefallen.

Ankes Bewertung 03 05 Sterne.png

Nach dem Tod ihrer Eltern, einer Jugend im unfreundlichen Haushalt ihres Onkels und einem lieblosen und unerwünschten Heiratsantrag flieht Lady Charlotte Dalrumple nach London und wird dort zu einer sittsamen, korrekten und gestrengen und sehr erfolgreichen Anstandsdame.

Bis eine Erbschaft ihr und ihren Freundinnen Hannah Setterington und Pamela Lockhart die Möglichkeit gibt, eine „vornehme Akademie der Gouvernanten“ zu gründen, die nun jedoch unbedingt erste Vermittlungserfolge verbuchen muss.

Die Möglichkeit ergibt sich, als Lady Ruskin die Akademie aufsucht um sich der Unterstützung einer Gouvernante für ihre verwilderten Enkel und wie sie zunächst verheimlicht, auch für ihren - nicht minder wilden - Sohn, sucht. Eine Aufgabe für die Charlotte wie geschaffen ist; zumindest für den Teil, der die Kinder betrifft.

Und auch wenn es keine Aufgabe ist, auf die Charlotte aus, so kann sie doch das Angebot von Lady Ruskin, die ihr Gehalt verdoppeln will, damit sie sich auch den Manieren ihres Sohnes Wynter annimmt, nicht ausschlagen. Doch Wynter stellt Charlotte auf eine harte Probe, denn der hat sich in den Kopf gesetzt, dass Charlotte genau die richtige Frau ist, um an seiner Seite zu leben und setzt alles daran, sie genau dazu zu verführen.

„Rules of Surrender“, die Originalausgabe von „Rebellische Herzen“ wurde im Jahr 2000 veröffentlicht und erschien in der deutschen Übersetzung 2002. Ich weiß nicht mehr so genau, wann ich das Buch das erste Mal gelesen habe, ob es vielleicht sogar meine erste Bekanntschaft mit der Autorin war und wie ich es damals für mich bewertet habe; eine Rezension oder auch nur eine Bemerkung dazu von mir existiert jedenfalls nicht mehr.

Es kann also gut sein, dass ich damals das Buch höher bewertet hätte. Entsprechend meiner heutigen Leseerfahrung ist dieser Historical noch sehr geprägt von einer Zeit in der viel mehr „erobert/geraubt/genommen“ wurde, als in moderneren Romanen „romantisch verführt“. 15 Jahre sind nun mal eine lange Zeit, zumindest was Erzählstile von Unterhaltungsliteratur betrifft, finde ich. Und so hatte ich - heute - durchaus meine liebe Not mit Wynter und Charlotte, ihren Entscheidungen und Verhaltensweisen und dem Erzählstil der Geschichte.

Der oben erwähnte (aus meiner heutigen Sicht) zweifelhafte (veraltete) Charme und das Fehlen erzählerischer Raffinesse; ich kenne das Original nicht, aber zumindest die deutsche Ausgabe bedient sich stellenweise einer recht sperrigen Ausdrucksweise; hat meinen Lesegenuß nicht wirklich gefördert.

Und so charmant Wynter auch hin und wieder erscheint, so oft legt er doch jenes Höhlenmännchen-Tun an den Tag, das ich – heute – in Liebesromanen nicht mehr lesen mag. Dabei habe ich im Grunde nichts gegen ein wenig Höhlenmenschen-Tun in Liebesromanen, doch muss es für mich mit viel Geschick in eine Geschichte eingebunden sein. Doch wie auch Charlottes übertriebene Steifheit passt das alles hier meiner Meinung einfach nicht.

Und so lag es vielleicht einfach an den Ausführungen der Autorin, wie sie Wynter - und Charlotte - agieren lässt, die mir befremdlich erschienen und einfach nicht zugelassen haben, dass ich entspannt in die Geschichte eintauchen und die exotische Romantik des originellen Plots genießen konnte?

Zumindest kann man Christina Dodd eines nicht vorwerfen: Un-Originalität. Tatsächlich biete „Rebellische Herzen“ eine exotische Geschichte, gespickt mit einem Hauch 1001 Nacht, die man durchaus als fantastisch bezeichnen kann, aber sich vielleicht gerade deswegen so unterhaltsam liest.

Kurz gefasst: Keine Frage, Serien-Fans sollten natürlich die Gouvernanten-Serie der Reihenfolge nach lesen, doch so wirklich empfehlen, insbesondere um sich erstmals den Werke der Autorin anzunähern, kann ich den Auftakt zur Serie nicht.