Rezensionen

Nicoles Bewertung 03 05 Sterne.png

Nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters bleibt Gwyn de l’Ami keine Zeit zum Trauern, denn ein intriganter Edelmann und Feind ihres Vaters begehrt ihr Land und ihre Hand. Gwyn reist überstürzt bei Nacht und Nebel zum Hofe König Stephens, um dem König um seine Hilfe zu bitten. Doch einer gewährte Audienz soll erst einen Tag später stattfinden- zu spät für Gwyn, da ihr Widersacher sich schon am Hofe des Königs befindet und keinen Zweifel daran lässt, dass er schon längst das Versprechen Stephens besitzt, Gwyn zur Frau zu bekommen. So beschließt Gwyn abermals durch die Nacht zu reiten um zu fliehen.

Doch die Verfolger lassen nicht lange auf sich warten und stellen die junge, reiche Erbin schließlich nachdem diese von ihrem Pferd gestürzt ist. Gwyns Rettung ist schließlich ein einsamer Ritter, der zufällig Zeuge des Geschehens wird und sich auf ihre Seite schlägt. Gemeinsam gelingt es ihnen Gwyns Gegner zu besiegen und auch danach fühlt Gryffin Sauvage, der sich Gwyn als Pagan vorstellt, für die junge schöne Frau verantwortlich, die scheinbar ganz allein auf sich gestellt ist.

Beide fühlen sich zueinander hingezogen, doch nach einigen turbulenten Abenteuern wird Gwyn erneut von ihrem Widersacher bedrängt und überlistet, in dem sie unwissentlich Gryffin verrät. Griffin wird schließlich gefasst, in Ketten gelegt und gefangen gehalten. In seiner Verzweifelung muss er annehmen, dass Gwyn ihn verraten hat, doch auch Gwyn beschleichen leise Zweifel, als sie feststellen muss, dass Griffin sie nach seiner Freilassung einfach im Stich lässt.

Die Kriegsjahre fordern ihren Tribut und König Stephen gerät immer mehr in Bedrängnis. Einzig Gwyns Burg ist noch nicht in den Händen der Feinde des Königs und so lässt Stephen seinen tödlich verwundeten Sohn in ihre Burg bringen. Er ahnt nicht, dass diese Burg nur wenig später von einem grimmigen Gryffin erobert wird- dem eigentlichen Erben der Burg, der geschworen hat; sich an allem Unrecht, das die l’ Amis seiner Familie angetan haben, zu rächen…

"Die Verführung des Ritters" von Kris Kennedy ist der Debütroman der Autorin. Dahinter verbirgt sich eine solide, romantische Medieval-Romance.

Man spürt bereits im Ansatz Kennedys Talent unterhaltsame Geschichten erzählen zu können, dennoch hat der Roman kleine Schwächen, die allerdings bei einem Debüt noch verzeihlich sind. Zum einen hätte die Charakterisierung des Helden ein wenig tiefer gehen können. Man erfährt zwar was Gryffin antreibt und dass er Gwyn aufrichtig liebt, doch an seiner Gedankenwelt lässt uns die Autorin zu wenig teilhaben. Gwyns Darstellung ist dagegen besser gelungen, wobei ihre Figur die Leserwelt ein wenig gespalten zurücklassen wird. Die einen werden ihren abenteurlichen, naiven Charakter lieben; so könnte Gwyn durchaus aus einem Julie Garwood Roman entsprungen sein- die anderen werden manche Aktionen der weiblichen Hauptfigur dieser Geschichte ein wenig befremdlich finden.

Die sich entwickelnde Liebesgeschichte zwischen Gwyn und Gryffin ist allerdings romantisch und was ich sehr positiv daran fand, war, dass sich das Heldenpaar nach jeder Meinungsverschiedenheit nicht schmollend zurückzieht, sondern dass sie ihre Differenzen durch gemeinsame Gespräche unmittelbar nach einem Streit sofort wieder ausräumt.

Während die erste Hälfte des Romans von Gwyns und Gryffins Kennenlernen erzählt, dass zeitlich nur eine Nacht umfasst, spielt der Rest der Story dann knapp ein Jahr später, als Gryffin erneut in Gwyns Leben tritt. Die Liebeszenen sind sehr detailliert beschrieben und sorgen für einige prickelnde Momente, allerdings fand ich manche Beschreibungen des Aktes als solches etwas ungünstig formuliert, was aber auch alles Geschmackssache ist.

Ein wenig unglaubwürdig fand ich es auch, dass die Autorin ihre Romanheldin mitten in der Nacht allein, ohne Zofe zum Hof des Königs reiten lässt- im wahren Leben hätte es sich eine reiche Erbin wahrscheinlich lieber erspart, solche Gefahren auf sich zu nehmen. ;-)

Ein weiterer Pluspunkt war für mich dagegen die spannend konzipierte Nebenhandlung. Gryffin gehört nämlich zu den Nachfahren eines großen Königs und ist laut Abstammung der Hüter eines Schatzes aus dem heiligen Land. Einst waren Gryffins und Gwyns Väter Freunde und Weggefährten als Kreuzritter. Aus Freunden wurden die beiden, wieder in England aber dann urplötzlich Feinde. Den Grund dafür erfährt man erst recht spät- was meine Neugierde ins Unermessliche steigen ließ. ;-)

Wer historische Liebesromane liebt, die im Mittelalter spielen und zudem auch eine geheimnisvolle, mystische Note haben, wird an diesem Roman sicher seine helle Lesefreude haben.