Rezensionen

Nicoles Bewertung 03 Sterne.png

Tess Alexander hat immer noch nicht ganz den Verlust ihrer Schwester Pippa überwunden, die nun, seit diese ihre große Liebe, den Ritter Montgomery de Piaget traf und ihn heiratete, im Mittelalter lebt. Darum glaubt sie zunächst sie würde träumen, als sie eines Tages dem neuen Besitzer der Autowerkstatt im Ort begegnet, der ihrem Schwager Montgomery, wie aufs Haar gleicht. Tess ist sogleich klar, dass nur Montgomerys Zwillingsbruder John de Piaget vor ihr stehen kann, doch dieser gibt sich so mürrisch und zugeknöpft, dass sie sich hütet, ihn darauf anzusprechen. Und obwohl John keinen Hehl daraus macht, dass er nicht unbedingt sein Herz auf der Zunge trägt und seine Geheimnisse lieber hütet, sucht er in der nächsten Zeit doch immer wieder Tess Nähe. Geschieht es wirklich nur aus dem Grunde, dass John um Tess Sicherheit fürchtet, denn plötzlich scheinen Tess und John im Fokus eines Unbekannten zu stehen, der Bremsschläuche manipuliert und Johns Schwert verschwinden lässt oder hat sich John tatsächlich in Tess verguckt?
Um den Unbekannten zur Strecke zu bringen, müssen sich beide jedoch unbedingt einander anvertrauen, als sie durch eine Zeitschleuse ins tiefste Mittelalter gestoßen werden, denn Wissen ist Macht!

Nachdem der Weltbild Verlag bereits die Geschichten über Tess Schwester Pippa und Johns Bruder Montgomery unter dem Titel „Mein zauberhafter Ritter“ und Kendrick de Piagets Story „ Das Erbe in den Highlands“ herausgegeben hat, folgt nun auch endlich Tess Geschichte.

Und obwohl ich mich über die Fortsetzung der Reihe gefreut habe, gesellte sich zur Freude auch ein wenig Ärger über die Übersetzungspolitik des Verlags hinzu, denn gerade die De Piaget Reihe, sollte wenn möglich in der richtigen Reihenfolge übersetzt werden, damit man als Leser, ob der vielen Nebenfiguren, die sich in den Romanen tummeln und bereits selbst eine eigene Story von der Autorin bekommen haben, stets den Durchblick beibehält.
Vor allem in der zweiten Hälfte dieses Romans ärgerte ich mich sehr darüber, dass ich diesen leider nicht mehr hatte. Zu viele Verbindungen zwischen den erwähnten Familienzweigen und gewisse „Insider“ Dialoge zwischen den agierenden Personen machten es einfach unmöglich für mich, weiterhin mit ungetrübter Lesefreude am Ball zu bleiben. Ich hatte oft das Gefühl, als würden mir wichtige Informationen beim Lesen fehlen, die Leser, die die Serie in der richtigen Reihenfolge verfolgen, bereits besitzen dürften. Ebenfalls nervig fand ich es, dass sich im Text so viele Druckfehler eingeschlichen haben, was aber natürlich nicht der Autorin anzulasten ist und auch bei meiner Bewertung nicht mit einfließt.

Dass ich „Die Magie des Ritters“ lediglich nur mit 3 Bewertungspunkten versehen habe, liegt an etwas anderem. Mir fehlte einfach die Chemie, das gewisse Knistern zwischen dem Heldenpaar. Man weiß zwar als Leser von Lynn Kurlands Romanen, dass sie auf Liebesszenen fast komplett verzichtet und Bettszenen lieber ganz der Phantasie des Lesers überlässt, was für mich jedoch keinen Hinderungsgrund darstellt, zu Lynn Kurlands Romanen zu greifen. Jedoch überspannt sie meiner Meinung nach in diesem Buch den Bogen, denn selbst auf Kussszenen verzichtet sie hier größtenteils. Held und Heldin treffen sich zu verschiedensten Anlässen, führen kaum längere Gespräche miteinander, da der Held ein äußerst brummeliger Zeitgenosse ist, beide behalten ihre Geheimnisse so lange für sich (den Grund dafür konnte ich auch zu keinem Zeitpunkt nachvollziehen), dass man auch kaum glauben kann, dass sie sich gegenseitig vertrauen, geschweige denn lieben.

Abgesehen davon, dass James für die Heldin Laute spielt oder sie rund um die Uhr bewacht, weil er glaubt, dass sie in Gefahr ist, geschieht auch im Laufe der ersten Hälfte des Romans nicht viel. So zieht sich die Story zeitweilig wie Kaugummi in die Länge. Ein wenig mehr Fahrt nimmt sie ab dem Zeitpunkt auf, als die beiden ins Mittelalter versetzt werden. Plötzlich muss James sich wieder mit seiner Familie zusammenraufen und so folgen nett beschriebene, aber sehr zahme „Friede, Freude, Eierkuchen“ Szenarien, die für Wohlfühlatmosphäre beim Leser sorgen, aber mir auch irgendwie zu glatt erschienen. Ein wenig mehr Konfliktpotential hätte der Geschichte nur gut getan. Und auch der Bösewicht des Romans ist viel zu schnell ausgemacht, so dass auch am Ende der Geschichte keine rechte Spannung aufkommen mag, was ich sehr schade fand.

Kurz gefasst: Es bleibt ein netter, wenn auch etwas beliebig wirkender Zeitreiseroman, bei dem das Potential meiner Meinung nach nicht ausgeschöpft wurde. Weder was die Story angeht, noch die Charakterisierung des Heldenpaares.