Rezensionen

Nicoles Bewertung 03 Sterne.png

Nach einer sehr frühen Witwenschaft, verliebt sich die Jüdin Beatrice de Luna Miques, auch unter dem Namen Donna Gracia Nasi bekannt, in ihren zehn Jahre jüngeren Neffen Joseph Nasi. Doch Donna Gracia, seit dem Tod ihres Mannes und Schwagers kluge und geschäftstüchtige Patriarchin der Familie, weiß genau, dass es nur einen Weg gibt, das Familienvermögen zu vermehren bzw. zu erhalten- und zwar in dem sie ihre Tochter Reyna, Joseph zur Frau gibt.
Dennoch kann sie nicht von ihm lassen und so führen Joseph und Gracia im Laufe der Jahre ihre geheime Beziehung ungehindert weiter.

Die Zeiten für das jüdische Volk sind derweil sehr schlecht. Von allen Seiten droht Gefahr und Donna Gracia, die sich als Retterin und Unterstützerin ihres Volks längst einen Namen gemacht hat, schmiedet einen gewagten aber auch gewitzten Plan.
Doch ausgerechnet machtgierige Mitglieder ihres Volks, lassen diesen Plan scheitern und Gracia verfällt in tiefste Depression, sie sieht keinen Sinn mehr im Weiterleben und will sich vergiften.

Eine Wendung des Schicksals deutet sich an, als Gracia feststellen muss, dass das Gift in der Phiole nicht ausreicht und plötzlich Joseph, der von einer langen gefährlichen Reise zurückgekehrt ist, vor ihr steht.
Joseph ringt Gracia eine Woche Zweisamkeit ab, in der er sie dazu überreden möchte, ihren geplanten Selbstmord ad acta zu legen. Wird es ihm gelingen seine Geliebte von ihrem Vorhaben abzubringen?

Die Autorin Waldtraut Lewin, selbst jüdischer Abstammung, widmet sich in ihrem aktuellen Roman diesmal einer historischen Persönlichkeit, die sich stets für das Wohl der Juden einsetzte - Donna Gracia Nasi.

Doch "Die Jüdin von Konstantinopel", erzählt nicht nur die Lebensgeschichte dieser besonderen Frau- eigentlich ist dieser Roman eine Art Familienchronik in unterhaltsamer Erzählform geworden. Da Frau Lewin jede ihrer Hauptfiguren in "Ich-Form" zu Wort kommen lässt, bekommt der Leser einen guten Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt ihrer Akteure, was mir sehr positiv aufgefallen ist.

Kein Familienmitglied ist perfekt- alle haben ihre Stärken und auch Schwächen, wachsen an ihren Aufgaben und gewinnen nach und nach an Reife, doch trotz allem, gelang es mir dennoch nicht, besonderen Zugang zu den diversen Romanfiguren zu finden.
Erschwerend kommt dazu, dass Frau Lewins Schreibstil zwar herausragend ist, aber die Erzählform auf mich etwas gewöhnungsbedürftig wirkte. Der Roman wurde gleich in mehreren Zeitformen geschrieben- vom Präsens oder Plusquamperfekt, wurde man dann plötzlich wieder ins Präsens katapultiert, was mich beim Lesen unglaublich irritiert hat.

Dennoch ist die Geschichte von Donna Gracias Familie interessant und man erfährt auch sehr viel über die Geschichte und Bräuche der Juden und ihrer Verfolgung während des Beginns der Renaissance und der frühen Neuzeit.