Rezensionen

Nicoles Bewertung 04 Sterne.png

Stockholm 1928:

Ein kleines Mädchen wird vermisst. Ingrid Bengtsson wollte eigentlich nur kurz ihre Mitschülerin besuchen, kehrt jedoch nicht zurück. Die besorgte, allein erziehende Mutter ruft die Polizei, doch die kann ihr leider nur noch die traurige Gewissheit überbringen, dass Ingrid einem Mörder in die Hände fiel und auf einer verlassenen Werft tot aufgefunden wurde.
Dieser Kindermord geht allen involvierten Polizisten sehr nahe, doch besonders Kommissar John Stierna, ein Ermittler, der auch zu Hause nicht richtig abschalten kann, zerbricht Tag für Tag mehr an den schon sehr lange andauernden Ermittlungen in diesem Mordfall. Obwohl er am Ende, dank einer Kinderzeichnung vom Täter, angefertigt von Ingrid höchstpersönlich vor ihrem Tod, einen Verdächtigen vorweisen kann, entzieht sich dessen Aufenthaltsort Stiernas Kenntnis.

Stockholm 1953:

Kommissar Stierna begeht seinen letzten Arbeitstag. Genau genommen hat er seinen aktiven Dienst schon einige Zeit vorher quittiert, ließ sich ins Kriminalmuseum der Polizei versetzen. Nach seinem Auszug aus seinem Zuhause, entscheidet er sich dazu umzusiedeln. Seine Reise führt ihn nach Gotland, genauer gesagt nach Visby, wo er in der Pension Rosengarden ein Zimmer anmietet. Nur kurze Zeit nach seiner Ankunft wird er von dem Journalisten Börje Grönwall aufgesucht. Dieser möchte sich in einem Artikel ungelösten Verbrechen der Historie widmen und möchte von Stierna nebenbei auch mehr über den Fall Ingrid Bengtsson
erfahren. So erinnert sich Stierna zurück…

Pontus Ljunghills Schwedenkrimi ist eigentlich eher wie eine interessante Charakterstudie über Täter und Ermittler angelegt. Dazu lässt der Autor sehr viel zeitgemäßes Flair in seinen Roman einfließen. Besonders spannend fand ich die Einblicke in die Ermittlungsmethoden damaliger Zeiten beschrieben, die „Der Mann im Park“ den passenden soliden letzten Schliff verpassen.
Der Erzählstil des Autors ist gemächlich, dabei aber sehr eingängig, dennoch, trotz des zunächst undurchsichtigen Kriminalfalles schleichen sich hier und da kleine Längen ein und man sollte schon ein gewisses Interesse an Romanen besitzen, in denen die Hauptfiguren und deren Gedankenwelt und Handlungsweisen dermaßen im Fokus stehen. Fast gerät der Kriminalfall dabei zur Nebensache, wären da nicht die nacherzählten Ermittlungsansätze, die Kommissar Stierna 25 Jahre später noch einmal für Grönwall Revue passieren lässt.
Die Auflösung des Ganzen zeichnet sich für den aufmerksamen Leser eigentlich schon einige Zeit eher ab und hat mich leider nicht so erstaunen können, wie ich es mir erhofft hatte. Dennoch trotz kleiner Kritikpunkte ist „Der Mann im Park“ ein literarischer Leckerbissen für alle Fans des melancholisch angehauchten Schwedenkrimis.