Rezensionen

Nicoles Bewertung 05 Sterne.png

Nachdem Ada of Kenworths erblindete Schwester Meg nach turbulenten Abenteuern im ersten Teil „Verwegene Herzen“ ihre große Liebe in Gestalt von Will Scarlet, dem Cousin Robin Hoods, fand, zieht es Ada zusammen mit ihrem ergebenen Freund Jacob nach Toledo. Doch die erlittenen Grausamkeiten die Sheriff Finch an ihr beging und auch ein nagendes Schuldgefühl Meg gegenüber, lassen sie nicht los und so wird sie schließlich opiumsüchtig, um wenigstens für kurze Zeit ihren Alpträumen entfliehen zu können. Das Beschaffen der Drogen wird mit der Zeit immer dringlicher für Ada- sie häuft nicht nur immense Schulden an, sondern ist am Ende sogar dazu bereit sich als Sklavin zu verkaufen.

Währenddessen reisen die Novizen Gavriel und Fernan zusammen mit ihrem geistlichen Mentor Pacheco , der zum Orden des Santiago gehört, in die Stadt und besuchen besagte Sklavenversteigerung bei der sich Ada verkaufen möchte. Gavriels Aufgabe soll es sein, sich für einen Sklaven oder eine Sklavin zu entscheiden und an ihm/ihr ein gutes Werk zu vollführen. Adas Schönheit sticht ihm sofort ins Auge, doch er zögert zunächst, da er fürchtet, dass sie seinem auferlegten Zölibat gefährlich werden könnte.
Und die Aufnahme in den Orden ist sein dringlichstes Ziel, da er, der Sohn einer Sklavin und eines korrupten und gefährlichen Edelmannes, verhindern möchte, dass sein Vater ihn weiterhin als Kämpfer für dessen Sache missbrauchen wird.

Doch Pacheco beschließt Ada für Gavriel auszuwählen und so nimmt er sich ihrer an und versucht alles dafür zu tun, dass sie ihren Entzug übersteht. Ada hasst Gavriel zunächst dafür, dass er ihr das Opium vorenthalten will- ist es doch die einzige Möglichkeit für sie, der Wirklichkeit entfliehen zu können, doch während der Reise zu einem Kloster, auf der sie viele Gefahren überstehen müssen, lernen sich beide besser kennen. Was beide jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen, ist, dass sie lediglich Spielbälle in der Hand von Mächtigen sind, die ihnen Böses wollen. Wird es das Schicksal dennoch gut für Ada und Gavriel meinen?

Durch die momentane Historicalmüdigkeit bei deutschen Lesern, kommen mittlerweile kaum noch Romane aus dieser Sparte auf den deutschen Büchermarkt und wenn doch, ragen sie nicht oft aus der Mittelmäßigkeit heraus- als Grund dafür könnte man anbringen, dass viele Autoren mittlerweile nur noch wenig historisches Flair versprühen und immer mehr moderne Elemente in ihre Romane hineinbringen, die in einem Historical eigentlich nichts verloren haben. Zeitgemäße Dialoge sucht man ebenfalls oft vergebens- umso bemerkenswerter ist es jedoch, wenn man dennoch immer wieder „Perlen“ in dieser Sparte entdeckt, die mich darin bestärken, dass der historische Liebesroman noch nicht tot und der zur Zeit schicken Para-Romance in jedem Fall ebenbürtig ist.

"Die Sklavin von Toledo" ist so eine Perle. Auch wenn ich nicht unbedingt ein Freund bin von exotischeren Settings, empfand ich die Entscheidung der Autorin, ihren Roman genau dort spielen zu lassen als schlichtweg genial. Konnte man beim Debütroman von Carrie Lofty "Verwegene Herzen" zwar schon einen interessanten Ansatz zu ihrer zukünftigen Schreibqualität erkennen, hat sie bei ihrem Nachfolgeband "Die Sklavin von Toledo" noch einen weiteren gewaltigen Schritt nach vorn gemacht und mir einen neuen Keeper im Regal beschert. ;-) Ihre Ausdruckskraft ist einfach unglaublich intensiv und man taucht als Leser innerhalb kürzester Zeit völlig ab und verliert sich in der abenteuerlichen Story.

Hier stimmt einfach alles! Sowohl die tiefgründige Charakterisierung des Heldenpaars, das perfekte Timing zwischen spannenden Kampfsequenzen und einfühlsamer Liebesgeschichte überzeugt auf ganzer Linie und auch das historische Flair ist vorhanden.

Ich bin ja zugegebenermaßen ein eher kritischer Leser ;-), doch an diesem Roman gibt es nichts Negatives zu bemängeln. Allerdings ist "Die Sklavin von Toledo" eher ein Roman für Fans von etwas düsteren Stories und "Tortured Heroes und Heroninen", denn sowohl Ava als auch Gavriel, sind keine einfachen Akteure und haben einige seelische Altlasten abzustreifen, bis sie sich wieder ihren Mitmenschen öffnen können.

Während Ava ihre schlimmen Erlebnisse und Schuldgefühle im Opiumrausch ertränken möchte, um nicht von Alpträumen geplagt zu werden, wagt es Gavriel nicht mehr zu träumen, weil ihm von Kindheit an eingeimpft wurde, dass er, mit einer Sklavin als Mutter, kein Recht auf Individualität und Privilegien hätte und nichts wert sei, außer seinem bösartigen Vater als "dressierte Kampfmaschine" zu dienen.

Unter ihren rauen Schalen verbergen beide eine empfindsame Seele, sowohl in Gavriel als auch Ava schwelen Wut und Hassgefühle denjenigen gegenüber, die sie zu dem machten, was sie nun sind. Im Grunde ihres Herzens sind sich beide sehr ähnlich und aus diesem Grund wirkt die langsame Annäherung zwischen Ava und Gavriel trotz aller Schwierigkeiten und Hürden die sie zunächst überwinden müssen, glaubwürdig. Mehr noch, ihre gemeinsamen Dialoge unterstreichen diesen Punkt nochmals und haben mir dann und wann sogar ein paar Tränchen in die Augen getrieben. Beide haben eine absolute Kämpfernatur, ihre innere Stärke offenbart sich jedoch erst wieder ganz, als sich beide ineinander verlieben. Auch diesen Gedanken fand ich wunderschön und er war Balsam für meine romantische Natur. ;-)

Wer aus welchen Gründen auch immer den Vorgängerband verpasst haben sollte, kann auch gut darauf verzichten, denn man kann der Story von "Die Sklavin von Toledo" selbst dann folgen, wenn man Megs Geschichte nicht kennen sollte.
Besonders angetan war ich allerdings von Gavriel. Er ist einfach ein göttlicher Liebesromanheld- düster, charismatisch, sensibel und hat das Herz am rechten Fleck- ein echter Kerl sozusagen. ;-)

Kurz gefasst: Ein spannender und mitreißender Medieval mit einem interessanten Heldenpaar und einer romantischen Liebesgeschichte