Rezensionen

Ankes Bewertung 04 Sterne.png

"Wer ja sagt, muss sich wirklich trauen" hat sich für mich in 3 Teile unterteilt. Ich hätte nicht alle diese 3 Teile gebraucht, um mich mit dem Buch gut zu unterhalten, doch gibt es der Autorin natürlich so die Möglichkeit, viel Raum und Platz für Tiefe und für die Entwicklung ihrer Figuren zur Verfügung zu stellen. Für meinen Geschmack ergaben sich dabei jedoch Längen, vor allem weil ich im "2. Teil" nicht wirklich gut mit den Figuren zurecht kam.

Aber fangen wir von vorne an:

Der 1. Teil erzählte davon, wie Lucy ihren Bräutigam vor dem Altar stehen lässt, auf dem Sozius eines ihr unbekannten und scheinbar ziemlich prolligen "Rockers" landet und in einen spontanen Roadtrip startet. Aus Angst, sich dem stellen zu müssen, was sie ihrem Bräutigam, ihrer Familie und Freunden angetan hat, versteckt sie sich lieber mit dem zunehmend geheimnisvoller werdenden Fremden in eine schäbige Ferienhütte am See.

Wenn ich als ehrlich sein soll, dann muss ich sagen, dass mir der 1. Teil als Geschichte eigentlich schon gereicht hätte. Zu- dem fand ich ihn eindeutig am amüsantesten. Lucys "Flucht" wurde leicht und locker erzählt, abenteuerlich und witzig - wenn auch viel zu kurz.

Der prollig "Rocker"-Held, mit dem irritierenden Spitznamen Panda (Panda = kuschelige, behäbige und träge, für mich eine seltsame und irritierend Wahl, weil einfach unvereinbar mit der Beschreibung des männlichen Hauptcharakters), ist herrlich geheimnisvoll, stur und mimt den großen "Schweiger" (ich liebe solche Figuren!). Lucy, die zunächst ebenso fasziniert, wie erschrocken über sich und ihre Begleitung ist, hat mir in diesem Teil richtig gut gefallen. Sie ist nicht auf den Kopf gefallen und vermutete durchaus, dass da noch mehr hinter Pandas Fassade stecken mag, trotzdem fällt sie - zum Amüsement von mir als Leser - ein Stück weit auf seine Show rein.

Der 2. Teil erzählt von der Zeit, die Lucy, (die sich immer noch, vor sich und der Welt versteckt) auf der Insel im Michigan Lake "Charity Island" und im (Ferien-)Haus von Panda verbringt. Allerdings hat sie sich mittlerweile in eine schmollende flippige 30jährige Gothic-Göre verwandelt, die ihre Pubertät nachholt - und ich konnte mit dieser Lucy nicht mehr viel anfangen.
Parallel dazu wird nun auch die Geschichte der geschiedenen Bree, mit der sich Lucy anfreundet, und ihrem jungen Mündel Toby erzählt. Das Problem war jedoch, dass ich Bree noch weniger mochte, als die ausgeflippte Goth-Lucy mit der ich es in diesem 2. Teil zu tun bekam. Fiel es mir bei Lucy schon schwer, so konnte ich für Bree nicht das geringste Verständnis aufbringen, sie verstehen oder ihre "Probleme" nachvollziehen. Ich hätte sie am liebsten ein - oder mehrmals - geschüttelt um zu sehen, ob nicht irgendwo in ihr, ein bisschen Verstand klappert.

Im 3. Teil kommt Panda wieder ins Spiel, der hat sich natürlich weder als "Rocker" noch als "Proll" herausgestellt, und taucht nun mit einer Klientin auf Charity Island auf. Diese Klientin, die TV-Diva Temple Renshaw, will unbedingt ihren Kummerspeck, den sie sich zwischen 2 Staffeln ihrer TV-Fitness und Diät-Show "Fat Island" angefuttert hat, wieder loswerden und Panda soll als ihr Trainer und Diät-Aufpasser fungieren.
An dieser Stelle hätte ich beinahe aufgegeben: die Abspeck-Kur einer Diät-Königin - nein, danke. Es gibt Sachen, die brauche ich definitiv nicht!

Doch ausgerechnet Temple stellte sich als höchst interessante Figur heraus. Sie hat sich in mein Leseherz gestohlen und dank ihr fühlte ich mich von dem Buch endlich wieder gut unterhalten. Sie ist böse, fies, gemein, ehrlich und leider völlig auf dem falschen Weg; wie sie jedoch den Richtigen findet und an Ende glücklich wird, wird wirklich klasse von Susan Elizabeth Phillips dargestellt.
Temple hat für mich die Geschichte herumgerissen und auch wenn ich mich bereits mit dem 1. Teil, einer erweiterten Roadtrip-Geschichte, inkl. anschließenden dem romantischen Intermezzo in einem Ferienhäuschen, als gute Unterhaltung zufriedengegeben hätte, so habe ich es doch sehr genossen Temple in Action zu "erlesen".

Kurz gefasst: Ein Buch, das für mich, Höhen und Tiefen hatte und am Ende, dank unterhaltsamer Nebenfiguren, doch noch punkten konnte.