Rezensionen

Ankes Bewertung 03 05 Sterne.png

Die junge Tochter eines Herzogs lässt sich auf eine Liebelei mit einem Dandy ein, der sie nach der Eroberung wegwirft und dann mit allen Mitteln versucht, sie vor der Gesellschaft schlecht zu machen.

Hinter diesem Verführungs-Plan steht die Ex-Geliebte des herzöglichen Vaters, die damit die Familie aus der Reserve locken und bloßstellen will. Aber dann erhält die Heldin nicht ganz uneigennützige Hilfe bei ihrer Rache an dem Dandy und der Mitverschwörerin von einem nichtadeligen, aber sehr reichen Geschäftsmann.

Das klang ein bisschen nach „Gefährliche Liebschaften“, einer meiner Meinung nach wirklich fantastischen Geschichte und versprach eigentlich ein ganz interessanter Roman zu werden, wenn …..

Ja, wenn es nicht mehrere Kritikpunkte gegeben hätte, die mir das Lesen von „Eine unwiderstehliche Versuchung“ ein klein wenig schwer gemacht hätten.

Zunächst fiel mir die Sprache auf. Für meinen Geschmack fehlt dem Buch einfach die feine sprachliche Raffinesse für solch pikante Verwicklungen. Fast schon ein wenig grob, vor allem aber ungeschliffen in der Wortwahl stockte mein Lesefluss immer wieder und packte mich einfach nicht so, als dass ich das Buch gefesselt in einem Stück hätte lesen wollen.

Ob oder inwieweit es an den Übersetzungsqualitäten liegen mag, kann ich nicht beurteilen, da ich das Original nicht kenne, aber von einer guten Übersetzungsarbeit wünsche ich mir doch das immer wiederkehrende Wörter wie „Schwengel“, für intime männliche Körperteile oder „Wohnzimmer“ für den Salon des Hauses ausgebügelt werden – egal wie sie im Original lauten mögen.

Ein weiterer Punkt der es mir schwer machte mich in der Geschichte einzufinden, waren die sehr freigeistigen Figuren, die so überhaupt nicht in die Spielzeit (Regency) der Geschichte passen wollten. Vor allem da die Autorin das skandalöse Verhalten ihrer Figuren und deren Auswirkungen nicht wirklich gut erklären kann.

Ich mag Heldinnen mit einem eigenen Kopf, die sich entgegen der Vorstellungen der Gesellschaft entscheiden und auch bereit sind mit dieser Entscheidung zu leben, aber in diesem Fall scheint mir das Verhalten der Hauptprotagonistin doch ein wenig zu freidenkend. Das gilt auch im Besonderen für die hoch-adelige Familie, die völlig entspannt dabei wirkt, dass ihre Tochter entjungfert wurde und zum Gespött der Gesellschaft wird.

Auch die Charaktere an sich gingen mir nicht recht nah und ihre unsteten Wesenszüge machten es mir recht schwer sie sympathisch zu finden. Sie erscheinen launisch und wechselhaft, überraschen den Leser einmal mit einer schwungvollen Rede und amüsanten Bemerkungen, die einen zum Schmunzeln bringen und dann wieder präsentieren sie ein derart kindisches Verhalten, das man nur den Kopf schütteln kann über so viel Dummheit.

Fazit: Vielleicht mag eine 3,5 als Beurteilung es wenig streng erscheinen, den „Eine unwiderstehliche Versuchung“ ist nicht von Grund auf ein schlechtes Buch, aber für eine bessere Benotung braucht es einfach mehr Schliff und eine elegantere Ausdrucksweise.

Nicoles Bewertung 04 Sterne.png

Lady Fayre Carlisle galt bis dato als rühmliche Ausnahme in ihrer Familie, denn im Gegensatz zu ihren Eltern und ihrem Bruder ist sie sittsam und lebte bisher ein Leben jenseits von Skandalen.
Doch dann verliebt sie sich in Lord Thatcher Standish und gibt sich ihm hin.Kaum Zeit ist nach ihrem Stelldichein vergangen, als sich der geliebte Mann jedoch heimlich aus dem Schlafgemach schleicht und Fayre, neugierig geworden hinterher eilt.
Doch dann gibt es ein böses Erwachen für Fayre- sie belauscht Lord Standish und eine ehemalige Mätresse von Fayres Vater, Lady Hippgrave. Es scheint, als ob Fayre dem sauberen Pärchen direkt in die Falle gegangen ist.
Sie wurde einzig zu dem Zweck von Standish verführt, um die Rachegelüste von Lady Hippgrave zu befriedigen, die sie unbedingt kompromittiert und vom "ton" geächtet sehen will, um Fayres Vater zu schaden.

Fayre ist entschlossen sich nicht auch noch gesellschaftlich ruinieren zu lassen, leugnet offiziell diesen Vorfall und nimmt ihr gesellschaftliches Leben in London weiterhin wahr.
Dort lernt sie eines Tages auch den Geschäftsmann Maccus Brawley kennen, der sie zwar mit seiner unverschämten, selbstsicheren Art zunächst erzürnt, ihr mit seiner Attraktivität aber auch nicht mehr aus dem Kopf geht.
Maccus bietet ihr ein interessantes geschäftliches Angebot- sie soll ihm die gesellschaftlichen Feinheiten des "ton" beibringen und in die gewissen, wichtigen Kreise einführen, im Gegenzug dazu will er ihr dabei helfen sich an Lady Hippgrave und Lord Standish zu rächen. Womit beide jedoch nicht rechnen ist, dass sie sich bei jedem erneuten Treffen immer mehr zueinander hingezogen fühlen...

Der Debütroman von Barbara Carlisle wartet mit einer interessanten Ausgangssituation und völlig anders gestrickten Akteuren auf, als man es bei einem Regency im Vorfeld erwarten würde.
Die Carlisle Familie ist sehr offenherzig, was ihre Affären angeht; Fayres Eltern sind definitiv kein monogames Paar. ;-)

Im Grunde fand ich diese Ausgangssituation erfrischend anders, doch ich hätte die Handlung vielleicht ein wenig früher angelegt, denn dieses Verhalten passt nicht in diese Epoche, auch beim Lesen stellte sich mir immer wieder bei mir das Gefühl ein, einen Roman zur Rokokozeit zu lesen. Obwohl ich mich gut unterhalten gefühlt habe, gibt es jedoch einige "aber", die zum Punktabzug geführt haben.

Erst einmal fand ich, dass Lady Fayre eine interessante Romanfigur war, auch ihre innere Stärke imponierte mir sehr, doch ihre "Zickigkeit" in manchen Situationen nervte ein wenig.
Der Held des Buches, Maccus hat eine geheimnisvolle Vergangenheit und ist zur Abwechslung mal ein Bürgerlicher, was ich nicht schlecht fand, aber er agiert manchmal eine Spur zu ungeschliffen, direkt und vulgär für meinen Geschmack.

Erschwerend kommt dazu, dass sich die Übersetzerin einiger ganz fürchterlicher Ausdrücke bedient, die, könnte ich mir vorstellen, im Original wahrscheinlich ganz anders klingen.
Dabei sind besonders die zahlreichen Liebeszenen in dem Buch zu erwähnen, die mit einer geschliffeneren Ausdrucksweise sehr prickelnd wirken würden, so aber eher hölzern, nüchtern und unfreiwillig komisch daherkommen.
So wird das männliche Geschlechtsorgan mit Wörtern wie "Schwengel" oder "Schwanz" bedacht, der Held "lutscht" an der Brust der Heldin statt zu saugen und ebenso oft werden ganz intensiv diverse Körperflüssigkeiten beschrieben, was ein wenig störend "auf Dauer" ist. ;-)
Auch die Anreden (statt Mylord und Mylady, Sir o.ä ) klingen befremdend. Hier ist immer wieder von "mein Herr" oder "meine Dame" die Rede- es mag zwar in Deutschland zu dieser Zeit eine passende Anrede gewesen sein, doch in einem Regency der in England spielt, wirkt es steif und deplaziert.

Dennoch, sieht man einmal von der meiner Meinung nach mäßigen Übersetzung ab, die der Autorin nicht anzulasten ist, unterhält der Roman trotz der kleinen erwähnten Schwächen und man spürt dass Barbara Pierce sehr viel Potential hat. So haben die Dialoge ihrer Romanfiguren viel Wortwitz und sie bietet ihren Lesern durchaus auch intelligentere Dialoge.

Ich würde mich auf jeden Fall sehr freuen, wenn auch die weiteren Teile der "Carlisle Reihe" in Deutschland erscheinen würden.