Rezensionen

Ankes Bewertung 03 05 Sterne.png

Nach dem Tod seines Vaters, endlich wieder in die gute Gesellschaft zurückgekehrt, hätte Guy Roth, der Marquess of Hardbury, eigentlich Miss Arabella Larke heiraten sollen. So war es von den Vätern der beiden vorbestimmt worden.

Doch Guy ist es leid von seinem Vater sogar noch aus dem Grab heraus kontrolliert zu werden. Zudem hat er für die stolze Arabella, die er seit Kindertagen kennt, keinerlei „zarten“ Gefühle übrig. Arabella heiraten? Auf keinen Fall.

Grundsätzlich hat Arabella keine Probleme mit Guys Ablehnung. Zwar hat er sich optisch eindeutig zum Vorteil entwickelt, doch das Einzige, was er je getan hat, war sie zu verspotten. Und doch bringt sie Auflösung des Eheversprechens in eine problematische Situation. Denn ihr Vater verlangt von ihr, dass sie endlich einen Verlobten nach Hause bringt - und zwar noch heute.

Doch Arabella hat einen Plan. Arabella hat immer einen Plan. Dieser sieht vor, mit ihrem Nachbarn eine Vernunftehe einzugehen. Das Problem, er wird jedoch nicht vor dem Frühjahr zurück sein. Bis dahin braucht Arabella eine Scheinverlobung – etwas, von dem auch Guy profitieren könnte. Der möchte nämlich das Sorgerecht für seine Schwestern wiedererlangen, was ihm einst sein Vater aberkannt hat. Doch Guy lehnt es kategorisch ab, ihren Vorschlag anzuhören.

Mia Vincys „A Dangerous Kind of Lady“ ist der 1. Teil der „Longhope Abbey“-Serie. Die Protagonisten der Serie, Arabella und ihre Freundinnen, kann man jedoch bereits im Prequel „A Beastly Kind of Earl“ kennenlernen, den ich als solches auch vorneweg zu lesen empfehle. In einem modernen Stil, kunstvoll und gekonnt geschrieben, erinnert er auch dieser Roman (wie schon „A Beastly Kind of Earl“), mit seinen Irrungen und Wirrungen, an eine flotte Shakespeare-Komödie. Allerdings trägt die Autorin für meinen Geschmack dies Mal etwas zu dick auf, doch dazu später mehr.

Der Roman bietet einige amüsante Momente, spritzige Wortduelle und Hauptcharaktere, mit einer großartigen Chemie. Die Geschichte wird flott erzählt und ist definitiv unterhaltsam zu lesen. Arabella und Guy sind interessante, gut durchdachte und komplexe Charaktere, deren Ängste, Hoffnungen und Prinzipien über große Teile des Romans nachvollziehbar dargestellt werden.

Doch obwohl Arabella eine so großartige Heldin ist, stark und verletzlich zugleich, habe ich nicht wirklich verstehen können, warum sie am Ende erneut ihren Schutzwall hochzieht, obwohl ihre Beziehung zu Guy doch eigentlich geklärt war. Aber vielleicht haben der Autorin hier noch die berüchtigten „paar letzten Seiten“ gefehlt? Und sie sah sich gezwungen, der Geschichte einen weiteren Konflikt hinzuzufügen; obwohl davon wirklich schon ausreichend vorhanden waren.

Mit Guy ging es mir ähnlich. Grundsätzlich fand ich seinen Charakter sehr sympathisch, gegen Ende sogar wunderbar empathisch. Sein innerer Tumult wurde jedoch (vor allem im Mittelteil) vor der Autorin zu breitgetreten. So will Guy einerseits Arabella nah sein, will sie verstehen und kennenlernen. Andererseits zeigt es sich viel zu stur, seine Vorstellung davon, wie die Dinge (aka Ehefrauen) sein sollen, zu hinterfragen.

Und weil zu viele diese „Rückfällen“ in alte Verhaltensmuster den Weg von Arabella und Guy markieren, wirkt ihre Entwicklung sprunghaft, viel zu langsam und damit auch im Verlauf des Buches zunehmend langweilig.

Und dann tauchen dabei auch noch eine Reihe karikaturhafter Nebencharaktere, die der Geschichte zusätzliche - aber überflüssige - Wendungen verleihen, die nirgendwo hinführen und zu melodramatisch erscheinen. Auch in diesem Punkt hätte ich mir weniger Irrungen und mehr geradeaus in der Geschichte gewünscht.

Kurzgefasst: wie auch das Prequel, so ist auch dieser 1. Teil der „Longhope Abbey“-Serie ein „nicht möglich aufzuhören zu lesen“-Buch. Perfekt ist er deswegen jedoch nicht.

Gelesen und rezensiert von Anke, im März 2023.