Rezensionen

Nicoles Bewertung 05 Sterne.png

Waltraud, Maria und Lena arbeiten als Verkäuferinnen in einem kleinen Tante Emma Laden in einem beschaulichen bayrischen Dorf namens Marienzell. Da die Dörfler jedoch lieber in billigeren Supermärkten einkaufen gehen, als zu ihnen zu kommen, sieht es finanziell nicht sehr rosig aus- der Kredit den die Bank gewährt hat, soll schnellstmöglich zurück gezahlt werden. Auch Waltrauds Mann steht vor beruflichen Problemen. Wenn nicht ein Wunder geschieht, wird die Glashütte im Ort geschlossen.

Als Maria mehrfach von einem ihr unbekannten Mann angerufen wird, der ihr „Obszönes“ ins Ohr säuselt, kommt ihr nach einem spontanen Wutanfall die rettende Idee. Jemand hat behauptet, dass man mit Telefonsex ein Vermögen verdienen kann und so überredet sie die resolute Waltraud und die verträumte, romantisch veranlagte Lena dazu, eine Telefonsexhotline inmitten des erzkatholischen Marienzells anzubieten. Inkognito versteht sich. Trotz Skepsis und gewisser Anfangsschwierigkeiten klappt alles wie am Schnürchen. Bis einige Dörfler sich fragen wieso die drei Frauen plötzlich im Geld zu schwimmen scheinen…

Ich schaue sehr gerne mal etwas schrägere Filme, die vielleicht nicht ganz die Mainstreamschiene bedienen und so stieß ich auch auf „Eine ganz heiße Nummer“. Ich hatte extra auf die Videopremiere gewartet und war schon sehr gespannt darauf, ob der Film wirklich so eine fluffig leichte Komödie ist, wie von vielen Bekannten im Vorfeld behauptet.

Gottlob ist „Eine ganz heiße Nummer“ doch ein wenig anders gestrickt, als man es allein durch den Trailer erwarten durfte. Sicherlich, die Story ist schräg und die Akteure sorgen für einige Lacher, doch es ist weniger der von mir gefürchtete platte Schenkelklopferhumor, der hier zum Tragen kommt, sondern die humorvollen Szenen ergeben sich allein durch gewisse Situationskomik und der herrlich schrulligen aber auch authentisch agierenden Charaktere.

Der Film entstand nach einer Romanvorlage von Andrea Sixt und man sollte schon ein wenig dialektsicher sein, wenn man sich als „Nicht-Bayer“ auf diesen Film einlässt. Ich musste mich so manches Mal ziemlich auf die Dialoge der Protagonisten konzentrieren, damit mir nichts entgeht. Aber es ist auch ein Film der tragische Momente beinhaltet.

Maria, Waltraud und Lena haben auch ihre eigenen Probleme, abgesehen vom drohenden finanziellen Ruin. Während Waltrauds Eheleben momentan ziemlich brach liegt und die berufliche Existenz ihres Mannes gefährdet ist, lebt die einsame Maria mit ihrem bettlägerigen Vater in Marienzell. Sie ist geschieden und ihre Tochter besucht sie nur recht selten. Insgeheim träumt sie davon einmal das Dorf hinter sich zu lassen und eigene Erfahrungen sammeln zu können, doch das Pflichtbewusstsein ihrem Vater gegenüber, ist stärker.
Lena ist jung und attraktiv und fährt jedes Wochenende in die Großstadt weil sie hofft, dort ihre große Liebe zu treffen. Doch sie hat leider kein gutes Händchen für Männer. Dabei übersieht sie fast, dass es einen netten Mann in Marienzell gibt, der sie mag.

Der Film beinhaltet sowohl amüsante, spritzige als auch melancholische Momente und wirft auch so manches Mal einen kritischen Blick auf die engstirnigen, übertrieben frömmelnden Dörfler, die trotz regen Kirchenbesuches voller Heimtücke sind. Wie wichtig ist der so genannte gute Ruf innerhalb der dörflichen Idylle heutzutage und sollte man sich wirklich von ein paar kleingeistigen Menschen davon abhalten lassen, sein Leben so zu leben, wie man es möchte? Sicher es ist trotz ernsterer Untertöne ein Unterhaltungsfilm geworden; dementsprechend wird dieser Punkt vielleicht nicht ganz so in den Fokus gestellt, doch Denkanstöße gibt „Eine ganz heiße Nummer“ in dieser Hinsicht einige!

Kurz gefasst: Eine handwerklich gut gemachte, stellenweise sehr schräge aber unterhaltsame Tragikkomödie mit viel Lokalkolorit!