Rezensionen

Nicoles Bewertung 05 Sterne.png

Prinz Albert, von allen in der Familie nur "Bertie" genannt, hat ein Sprachproblem. Seit seiner Kindheit stottert er, was ihn besonders bei öffentlichen Ansprachen an den Rand der Verzweifelung bringt. Als eine neue Erfindung, das Radio, in England Einzug hält, bzw. immer beliebter wird, sieht auch das englische Königshaus das neue Medium als Chance an. Doch "Berties" erster Einsatz gerät zum Fiasko.

Seine liebende Ehefrau, Elizabeth, leidet mit ihm und engagiert immer wieder Sprachtherapeuten und Doktoren, die dem Prinzen helfen sollen. Erst dem unkonventionellen Australier Lionel Logue gelingt es, Prinz Albert aus der Reserve zu locken und dem sensiblen und voller Ängsten geplagten Mann neue Selbstsicherheit zu verleihen, in dem er sein Stottern durch Sprachübungen und Atemtechnik minimiert.
Obwohl der Prinz zunächst äußerst befremdet ist, da Logue sich keinesfalls ehrerbietig verhält und äußerst forsch zur Sache geht- kommt es im Laufe der Zeit zu einer zaghaften Freundschaft zwischen beiden. Doch dann wird die politische Lage immer brisanter.

Als Alberts Vater, George V. stirbt, folgt ihm Berties Bruder, Edward VIII. auf den Thron. Doch dieser ist in die bürgerliche, geschiedene Wallis Simpson verliebt und will diese unbedingt zu seiner Ehefrau machen. Also dankt er ab und plötzlich ist Prinz Albert der nächste Thronfolger.
Schon stellen sich seine alten Ängste wieder ein- wie soll er nur entscheidende Reden an sein Volk richten, ohne erneut ins Stottern zu verfallen?

Wer sich Trailer zu "The Kings Speech" anschaut, wird jedes Mal mit der Geschichte über einen stotternden Prinzen, der plötzlich König wird, konfrontiert. Dabei ist dieser Film doch so viel mehr als das! Zwar nimmt Prinz Alberts Sprachproblem einen großen Rahmen in dem Film ein, doch eigentlich ist "The Kings Speech" ein wunderbarer, leiser hoch emotionaler Film über eine Männerfreundschaft - Außerdem erzählt er eine Geschichte über Vertrauen, den großen Mut, eines Mannes seine Ängste zu überwinden und über die unerschütterliche Liebe einer Frau zu ihrem Mann.

Colin Firth, der die Rolle des stotternden Prinzen verkörpert, bietet eine glaubwürdige Vorstellung. Seine Ängste und seine unerbittlichen Bemühungen endlich frei und klar sprechen zu können, sind überzeugend inszeniert- man leidet mit ihm mit und bekommt durch die beängstigende Einganssituation (sehr gut filmisch dargestellt/Kameraführung) auch als Zuschauer eine ungefähre Ahnung, wie stark ihn sein Sprachproblem zu schaffen macht.

Der Film kommt ganz ohne zusätzliche Effekte oder Spannungselemente aus- er ist praktisch wie ein Kammerstück inszeniert- lediglich reduziert auf das Schauspiel der Akteure, die mit geistreichen, geschliffenen Dialogen überzeugen, die sowohl nachdenklich machen, als auch manchmal pointiert zur Schau gestellt, zum Schmunzeln animieren.
Nebenher wird allerdings auch noch ein wenig die politische Situation beleuchtet- allerdings eher kurz angerissen, da im Hauptfokus des Geschehens eigentlich nur Prinz Alberts Entwicklung steht- sowohl sprachlich als auch mental und seine Freundschaft zu Lionel Logue. Und hier kommen wir dann auch zu Geoffrey Rush, der wieder einmal eine schauspielerische Glanzleistung bietet. Sowohl Firth als auch Rush bieten eine eindrucksvolle Darstellung und machen den Film zu etwas ganz Besonderem.

Aber auch die Nebenfiguren können sich sehen lassen. Denn sie sind bis in die kleinste Rolle hochkarätig besetzt. So gibt es hier ein Wiedersehen mit Derek Jacobi (Bruder Cadfael Reihe, Schatten der Vergangenheit) als Erzbischof oder auch mit Jennifer Ehle als Lionel Logues Ehefrau (Lizzie Bennet- Stolz und Vorurteil BBC 1995) und David Bamber (Mr. Collins BBC Stolz und Vorurteil 1995)
Wer die damalige grandiose BBC Verfilmung nach Jane Austen kennt, wird sicherlich auch wissen, dass die Darstellung des Mr. Darcy, Colin Firth damals zum absoluten Lieblingshelden einer Jane Austen Romanvorlagenverfilmung machte. Umso schöner ist es auch, wenn man nun, fast sechzehn Jahre nach dieser BBC Verfilmung abermals das filmische Austen-Traumpaar Jennifer Ehle und Firth in einer gemeinsamen, sehr amüsanten Szene spielen sehen darf.