Rezensionen

Nicoles Bewertung 04 05 Sterne.png

Die vierzehnjährige Mattie Ross will den Mord an ihrem Vater rächen. Da der Mörder Tom Chaney sich mittlerweile im Indianergebiet aufhält, braucht sie den besten Gesetzeshüter, den sie für ihr Geld bekommen kann… und landet schließlich bei dem knorrigen, versoffenen und desillusionierten Marshall Rooster Cogburn. Dieser hat jedoch zunächst keinerlei Interesse daran auch Mattie bei seiner Suche nach Chaney mitzunehmen.

Doch mit ihrer großen Klappe und Gewitztheit gelingt es ihr schließlich doch, Cogburn umzustimmen. Mit von der Partie ist zudem noch der texanische Gesetzeshüter La Boef, der allerdings recht wenig davon hält, Kindermädchen zu spielen. Während die drei Chaney auf der Spur sind, stellt sich jedoch schnell heraus, dass Mattie genauso zäh sein kann, wie ihre Beschützer. Doch werden sie Chaney am Ende ihrer Reise stellen können?

Verfilmungen nach Romanvorlagen sind immer eine Sache für sich, doch in diesem Fall haben die Coen Brüder noch eine weitere Hürde zu nehmen gehabt, da der Romanstoff nach Charles Portis (Die mutige Mattie), bereits verfilmt wurde; mit keinem geringeren als John Wayne in der Hauptrolle des Marshalls.

Natürlich zieht man als Zuschauer von True Grit Vergleiche zur ersten Verfilmung; für die Wayne in seiner Rolle als Cogburn, sogar 1970 als bester Hauptdarsteller mit einem Oscar ausgezeichnet wurde.
Doch der aktuelle Film braucht sich hinter der ersten Fassung nicht verstecken, denn Jeff Bridges Darstellung des Rooster Cogburn ist exzellent. Er ist meiner Meinung nach die perfekte Wahl für die Rolle, denn allein seinem schauspielerischen Talent ist es zu verdanken, dass seine Cogburn Darstellung nicht zu einseitig wird. Er verändert zwar nicht den ursprünglichen Charakter des Marshalls, doch verleiht er seiner zu spielenden Figur weitere charakterliche Facetten. Und was ich besonders positiv fand, war, dass er nicht einfach nur John Waynes Darstellung imitiert, sondern einen, trotz aller Vorgaben, ganz eigenen Cogburn verkörpert.

Eine weitere Überraschung war für mich die Schauspielerin Hailee Steinfeld, die sehr pfiffig, frech und vor allem glaubwürdig die altkluge Göre spielt, doch andererseits auch die sensiblere Seite ihrer Filmfigur darzustellen vermag.

Matt Damons Darstellung des Gesetzeshüters La Boef, war ordentlich und ich bin immer wieder erstaunt wie wandelbar der Akteur ist, doch seine Synchronisation fand ich nicht so wirklich gelungen- im Original spricht Damon zwar den breiten texanischen Dialekt, doch der deutsche Sprecher hat sich einfach zu sehr bemüht diese Eigenarten auch ins Deutsche zu übertragen; er dehnt seine Sätze ins Unendliche aus und die zusätzliche Langsamkeit in seiner Aussprache wirkt übertrieben und unfreiwillig komisch und lässt La Boef/Damon wie ein wandelndes texanisches Klischee wirken. Wobei an dieser Stelle gesagt sein sollte, dass die Figur im Ansatz auch so angelegt ist, doch nicht in diesem Maße, wie sie durch die misslungene Synchronisation wirkt.

Eher eine undankbare Nebenrolle in diesem Film spielt der Sohn von Seriendarsteller James Brolin, Josh, der leider für meinen Geschmack einfach zu wenige Szenen bekommen hat. Allerdings sorgte er für einen besonderen Gänsehautmoment bei mir, als er für einen kurzen Moment Mattie gegenüber, seine, nach außen getragene, dümmliche Darstellung fallen lässt und ihr sein wahres, bösartiges und intelligentes Naturell offenbart.

True Grit“ sorgt zwar für viele humorvolle Momente, denn nicht nur Cogburn gibt jede Menge an trockenen Kommentaren zum Besten, auch Mattis feilschendes Naturell sorgt für einige Lacher, sowie die „gespaltene Zunge“ von LaBoef; doch verkommt der Western nicht zur kompletten Komödie oder zur sinnlosen Schießorgie.
Die Coen Brüder setzen Actionsequenzen eher spärlich und wohl dosiert ein. Dennoch sollten zart besaitete Zuschauer bei der ein oder anderen Szene vielleicht lieber wegschauen. ;-)

Wunderbar sind auch die stimmungsvollen Landschaftsaufnahmen, die den Zuschauer gleich in die richtige Westernstimmung versetzen.

Einen kleinen Kritikpunkt habe ich dennoch anzubringen; während die Jagd nach dem Mörder sich sehr lang hinzieht, wurde mir das Showdown am Ende etwas zu schnell und unspektakulär abgehandelt und mir waren, außer Tom Chaney, die restlichen „Bösen Buben“ ein wenig zu zahm, auch wenn sie optisch zum Fürchten aussahen, was eigentlich für alle männlichen Darsteller in diesem Film gilt. Hier hat der Maskenbildner wirklich sehr gute Arbeit geleistet, um wenigstens eine kleine Prise optischen Realismus in den Film einfließen zu lassen.

Die Coen Brüder haben zwar den Western mit „True Grit“ nicht neu erfunden und es gibt sicherlich einige ernsthaftere Filme dieses Genres, dennoch kann ich die vielen negativen Kritiken nicht verstehen. „True Grit“ ist in meinen Augen ein gelungener Western mit hohem Unterhaltungswert, nicht nur für eingefleischte Fans des Genres.